Forschung

ME/CFS könnte Folge einer bleibenden Immunreaktion nach einer Infektion sein

Neuen Studienergebnissen zufolge könnten Antigene bestimmter Viren nach einer Infektion im Körper verbleiben und eine dauerhafte Anregung des Immunsystems auslösen. Dies wiederum wirke sich über neuro-immunologische Mechanismen auf das Gehirn aus.

Das Wissenschaftsteam dieser explorativen Studie begründet diese These mit einer verminderten Konzentration sogenannter Katecholamine („Stresshormone“) im Liquor (Hirnwasser) bei untersuchten Patient*innen mit ME/CFS. Dieser Mangel wirkt sich sowohl auf Muskelaktionen als auch auf Funktionen von Herz und Lunge aus, was zu einer weiteren Einschränkung der körperlichen Aktivität führen kann. Patient*innen sind schlussendlich körperlich und geistig so geschwächt, dass eine Teilhabe am Arbeits- und Sozialleben unmöglich ist.

Das multidisziplinäre Forschungsteam untersuchte hierfür noch vor der Coronapandemie Patient*innen am Clinical Center des US-National Institutes of Health (NIH). 17 Patient*innen mit einer postinfektiösen ME/CFS wurden zusammen mit einer Kontrollgruppe von 21 gesunden Personen im Zeitraum von Dezember 2016 bis Februar 2020 einem besonders ausführlichen medizinischen Testverfahren unterzogen („Deep Phenotyping“). Dazu gehörten unter anderem funktionelle Magnetresonanztomografien (fMRT) des Gehirns, körperliche und kognitive Leistungstests sowie erweiterte Laboranalysen von Blut und Liquor. Ergebnisse der fMRT-Untersuchungen zeigten tatsächliche Veränderungen in Hirnregionen (Schläfen- und Parietallappen), die für Bewegungshandlungen zuständig sind. Dies könnte durch den Mangel der Katecholamine begründet sein.  

Die Wissenschaftler*innen schlagen als Behandlungsoption sogenannte Immuncheckpoint-Inhibitoren vor. Diese Antikörper sollen das Immunsystem unterstützen und stimulieren, um die verbleibenden Antigene zu entfernen. Ob diese Überlegung von anderen Forschenden aufgenommen wird, bleibt abzuwarten.

Zur Studie: https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.adi9379

Details zur Qualitätssicherung der gesundheitsbezogenen Inhalte lesen Sie bitte in unserem Methodenpapier.



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